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Schlossgasse

Schlossgasse

Eine kleine Straße voller Geschichte

Die Straße in der Ortsmitte, deren Eingang ein Schiffermast ziert, weist in ihrem Namen auf das Schloss zu Leimersheim hin. Die Sackgasse windet sich entlang der Nordseite der Dorfkirche, dann in Richtung Schafgartendamm, die Gärten der letzten Häuser grenzen an diese Straße.

Im Jahre 960 wurde ein Schlösschen - baulich wohl eher eine Burg - am Ende der Schlossgasse errichtet, umgeben von einem tiefen Wassergraben. Hier diente laut alten Dokumenten die Gasse als Zuweg. Die wehrhafte Anlage wurde durch Schenkung, Tausch und Lehnswesen ein Sitz für edle Ritter. Sie bot selten Zuflucht für die Dorfbewohner. Diese litten vielmehr unter der Burgbesetzung von Räubern, Revolutionären und Bauernanführern.

Durch Kriege, Brandschatzung und Plünderung im Laufe der Jahrhunderte zerfiel die Burg immer mehr. So wurde sie schließlich im Jahre 1718 verkauft und abgerissen, sowie "sämtliche Mauern und Thürme". Den Schlossgraben füllte man zum großen Teil auf. Das geräumte Grundstück war bereitgestellt, so "daß der bevorstehende Gertrudis Markth auf dem Platz am Schlösslein" stattfinden konnte.

Vom historischen Anwesen blieb, bis auf einen Brunnen, der sich abgedeckt mit einer Platte im Hof vom ehemaligen Gasthaus "Zum Lamm" befindet - kein bauliches Zeichen übrig. Heute erinnert nur noch der Name der Straße an das einstige Schloss. Außer ein neuer Bauherr wird fündig und entdeckt große, gehauene Sandsteine im tiefen Erdreich.
Der Name "Schlossgasse" wurde bereits in den Katasterbüchern 1839 - 1845 aus der "bairischen Zeit" erwähnt. Bevor der Name allerdings von den Dorfbewohnern übernommen wurde, wohnte man noch "im Schloss" - so die Älteren im letzten Jahrhundert.

Im Winter bot die Anhöhe und Senke der ehemaligen Wasserburg ein besonderes Vergnügen: mit dem Schlitten vom "Berg" hinab in den Schlossgraben zu fahren. So tummelten sich über lange Zeit viele verfrorene Nasen im Hof der Familie Schardt. Für die Anwohner der Schlossgasse - vor allem für die Kinder - war die Straße schon immer ein ganz besonderer Teil des Dorfes. Als es hier noch große Gärten gab, die noch nicht bebaut waren, wurden aus den Jüngsten der "Schlossgässer" eifrige Schatzgräber: Immer auf der Spur nach dem Geheimnis "Schloss".


Text und Recherche: Regina Flory (2021)
Quellen: Landesarchiv Speyer, Best. W 41 Nr 2347 
Ernst Marthaler, Ortschronik "Leimersheim - Die Geschichte eines Dorfes am Rhein" (2003) 
Fotografien: Bildagentur LHA Ko LU9771 Wolfgang Lemp, Leimersheim mit Kirche 1969
Landesarchiv Speyer, Katasterplan 1820 - 1845, Ausschnitt Schlossgasse, Best. W 41 Nr 2347 UNr 1 
Fotoalbum Margot Keller
Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim 


flo

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