Bis zum Jahre 1902 fand der Schulunterricht im jetzigen Bürgerhaus statt, in dem neben Schulsälen auch die Lehrerwohnung und das Bürgermeisterlokal untergebracht waren. Auf Druck der Schulbehörde musste die Gemeinde sich um ein größeres Schulgebäude bemühen, da die Schülerzahl zu groß war. Bereits im Jahre 1879 hatte die Gemeinde in zentraler Lage in der Unteren Hauptstraße ein geeignetes Gelände erworben. Aus finanziellen Gründen, aber auch durch innerörtliche Diskussionen verschob sich jedoch der Baubeginn bis zum Jahre 1900. Nun entstand - ein stattliches Schulgebäude (Baukosten 34.772 Mark) mit drei Sälen und Räumen für die Gemeindeverwaltung, das 1902 bezogen wurde. 1904 hatte die Gemeinde 229 Schüler/innen, für die drei Lehrkräfte zur Verfügung standen, 1912 waren es bereits 287 Schüler/innen mit vier Lehrern. Da aber dafür die drei Säle zu klein waren, hatte man schon 1908 den (noch erhaltenen) Erweiterungsbau für 17. 000 Mark errichtet und damit für die Zukunft gut vorgesorgt.
Leimersheim und das Hochwasser 1910 mit seinen Folgen
Aus dem Jahr 1910 werden außergewöhnlich hohe Schäden durch Hochwasser gemeldet, nach einer Schätzung betrugen sie 121125 Mark. Auf Beschluss des Gemeinderats unterblieb deshalb das Feiern der üblichen Kerwe. Wohl als Folge dieses Hochwassers bildeten zehn südpfälzische Gemeinden mit Gelände in der Rheinniederung 1915 einen Entwässerungsweckverband, um sich durch den Bau von Entwässerungsgräben und Schöpfwerken vor dem Binnenhochwasser zu schützen. Ein wesentlicher Schritt dazu war der Bau der Pumpwerke in Sondernheim, Wörth, in Leimersheim, hier mit Zu- und Abflusskanal, 1931.
Wenn auch der Rhein die Lebensbedingungen durch seine Hochwasser immer wieder beeinträchtigte, so bot er auf der anderen Seite vielen Leimersheimern nicht nur Arbeit beim Bau und Erhalt der Damm- und Uferanlagen, sondern auch auf den Rheinschiffen. Die durch Rheinbegradigung und Industrialisierung entstehende Großschifffahrt beschäftigte zahlreiche Leimersheimer, die sich schon 1908 zu einem "Schiffer- und Fischerverein" zusammenschlossen.
Der breite Hauptstrom mit seiner starken Strömung veränderte auch die Art des Fischens: Die in den Niederlanden üblichen Aalkutter ("Schokker") wurden auch in Leimersheim eingeführt, mit ihnen fing man vor allem Aale, und trugen wesentlich zur Charakterisierung Leimersheims als "Fischer- und Schifferdorf" bei.
Der Erste Weltkrieg und dessen Folgen
Der Erste Weltkrieg (1914-18) setzte dem beginnenden Aufschwung ein Ende; er forderte in Leimersheim 53 Opfer. Als Folge der deutschen Niederlage wurde Leimersheim erneut von den Franzosen besetzt. Sie rückten erst 1930 wieder ab.
Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit als Folge des Krieges versuchte Leimersheim eine Modernisierung. Schon 1920 beteiligte es sich an einem Bahnbauprojekt, das später jedoch scheiterte. 1922 wurde die Inbetriebnahme der elektrischen Beleuchtung festlich begangen. Dagegen wurde eine zentrale Wasserversorgung von einer Bürgerversammlung 1931 wegen der hohen Kosten abgelehnt.
Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 erhielten in Leimersheim die Bayrische Volkspartei/Zentrum 79,4 % der Stimmen, die NSDAP dagegen nur 5,5%, Leimersheim war also kein Nazi-Dorf. Dennoch geriet es 1933 durch "Gleichschaltung" unter die Herrschaft der braunen Diktatur, was vor allem der kleinen jüdischen Gemeinde zum Verhängnis wurde. 1938, in der sogenannten "Reichskristallnacht", verwüsteten Leimersheimer und Rülzheimer SA-Männer nicht nur die Synagoge, sondern richteten auch jüdische Geschäfte und Wohnungen übel zu. Am nächsten Tag wurden die arbeitsfähigen Juden in Haft genommen, die anderen mussten zumeist Leimersheim verlassen und wurden nach Baden ausgewiesen.
Im Zweiten Weltkrieg (1939-45) entstanden in Leimersheim verhältnismäßig geringe materielle Schäden, Am 24. März 1944 frühmorgens drang die amerikanische Panzerspitze nach Leimersheim vor, der die französische Armee folgte und wenig später den Rhein überquerte. Zahlreiche, meist junge Männer kehrten nicht mehr aus diesem Krieg zurück. Die Toten- und Vermisstentafel der Gemeinde nennt 86 Gefallene/Opfer und 32 Vermisste, deren Leben der Krieg gefordert hat.
Text: Anton Kuhn
Quellen:
Boltz, Alfred, Neupotzer Heimatbuch / Die Geschichte eines Dorfes in der Rheinaue, die Geschichte eines Dorfes im Grenzland., Hrg.: Gemeinde Neupotz
Hodapp, Carl Josef, Geschichte des Ortes Leimersheim und des weiteren Heimatraumeraumes, Hrg.: Heimatbund Leimersheim, Speyer 1960
Kuhn, Anton, Die Schmuggleraffäre zu Leimersheim 1811-1814, Hrg.: Gemeinde Leimersheim 2011; 1225 Jahre Leimersheim, Festschrift 2003, Hrg.: Gemeinde Leimersheim
Marthaler, Ernst, Leimersheim. Die Geschichte eines pfälzischen Dorfes am Rhein, Hrg.: Gemeinde Leimersheim 2002
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