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Kardinal-Wendel-Schule

Abraham-Weil-Straße

Aus dem Heimatbrief der Verbandsgemeinde Rülzheim, Ausgabe Weihnachten 1976
Text: Ernst Marthaler

Vor 10 Jahren: Einweihung der Kardinal-Wendel-Schule in Leimersheim
 
Ein Jahrzehnt ist vergangen seit dem 26. November 1966, dem Tag, an dem die neue Schulanlage in Leimersheim eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben wurde. Zehn Jahre sind nur eine kleine Zeitspanne in der 1200-jährigen Geschichte des Rheindorfes Leimersheim. Und doch, wenn man bedenkt, wieviele Kinder der Gemeinde seitdem die Schule verlassen haben, um einen Beruf zu ergreifen, eine Familie zu gründen, um so das Erlernte weiterzugeben, dann erst ist dieser Zeitabschnitt richtig zu bewerten. Die Erstklässler, die damals an ihrem ersten Schultag die neue Schule betreten konnten, haben jetzt bereits die Schulpflicht absolviert und stehen in der Berufsausbildung oder besuchen weiterführende Schulen.
 
Wenn auch dieses 10-jährige Schulbaujubiläum nicht unbedingt besonders zu feiern ist, so soll es doch Anlaß sein für einen Rückblick auf die Entstehung der neuen Schule. Das Schultagebuch, das vom Rektor der Schule, dem seinerzeitigen Bürgermeister Walter Kling, am Tag der Schuleinweihung neu begonnen wurde und reich bebildert ist, hat die Daten und Begebenheiten für diese Rückbetrachtung im wesentlichen geliefert.
 
Mehr als 60 Jahre lang dienten die beiden Schulgebäude in der Hauptstraße dem Volksschulunterricht. Nach dem Umzug der Gemeindeverwaltung im Jahre 1961 in die frühere Villa Serr konnten in den freigewordenen Räumen ein weiterer Schulsaal hergerichtet werden, so daß insgesamt 6 Unterrichtsräume vorhanden waren. Die Schülerzahlen stiegen in dieser Zeit - im Gegensatz zu heute - von Jahr zu Jahr an. Wenn der Schichtunterricht vermieden werden sollte, mußte eine verantwortungsvolle Schulleitung frühzeitig auf eine Klärung der Schulraumfrage drängen.
Dies geschah auch am 14. August 1959 durch einen Bericht an das Kreisschulamt, dem eine Übersicht über die voraussichtliche Entwicklung der Schülerzahlen beigegeben war. Die Antwort wurde der Gemeindevertretung bereits am 15. September 1959 bekanntgegeben.
Die Gemeindeverwaltung bemühte sich, durch eine Sanierung des alten Schulgebäudes eine Besserung herbeizuführen, der Raummangel konnte aber dadurch nicht behoben werden. Deshalb wurde im November 1961 der Entschluß zum Neubau einer Schule gefaßt und den Schulaufsichtsbehörden vorgelegt. Nach mehreren Gesprächen erfolgte am 5. Februar 1962 der Beschluß der Gemeindevertretung: Eine neue Schule soll gebaut werden. Nun setzten die Bemühungen ein, um eine baldige Aufnahme in das Schulbauprogramm, wenn möglich noch für 1963 zu erreichen. Dazu war eine baureife Planung notwendig, die am 12. April 1962 dem Architekten Knoll aus Herxheim übertragen wurde. Dieser konnte die Verwirklichung seines Projektes nicht mehr erleben, denn er starb am 9. Dezember 1963 durch einen Verkehrsunfall. Der Bau, dessen Planung der als sein letztes Werk noch fertigstellte, trägt unverwechselbar seine Handschrift.
 
Wie immer bei solchen öffentlichen Bauten sind vor dem Baubeginn eine ganze Anzahl von Besprechungen durchzustehen. So auch bei der Planung für diese Schule am 27. April, 30. Oktober und 16. November 1962, wobei es insbesondere darum ging, den Raumbedarf festzulegen. Aber erst eine Aussprache mit dem damaligen Landrat Weiß, der die volle Unterstützung der von ihm gebilligten Pläne zusagte, brachte die Entscheidung der Bezirksregierung ins Rollen. Es ging seinerzeit um die Mittelpunktschulen. Schulrat Wanner bescheinigte - gemäß dem Sachstand jener Zeit - daß eine Zusammenfassung der Schüler benachbarter Gemeinden in Leimersheim denkbar und möglich wäre. Dieser 16. Juli 1963 war der entscheidende Tag für das Bauvorhaben, denn auf Grund der Stellungnahme des Schulrats wurde der Bau einer achtklassigen Schule genehmigt; daraufhin konnte am 6. August 1963 die schulaufsichtliche Genehmigung beantragt werden. Zwischenzeitlich waren aber in der Gemeinde selbst Finanzierungsprobleme entstanden, denn 1962 war beabsichtigt, den Kanalisationsbau zu beginnen, der in Leimersheim wegen der schwierigen Bodenverhältnisse bei einem verhältnismäßig hohen Grundwasserstand erhebliche Kosten verursachen konnte. Im Gemeinderat war daher die Auffassung vertreten worden, daß beide Großprojekte nicht zur gleichen Zeit verkraftet werden könnten. Bürgermeister und Verwaltung waren anderer Meinung, denn sie vertrauten auf die finanzielle Förderung durch Bund, Land und Kreis, die damals noch über vollere Kassen verfügten als später. Die Mehrheit im Gemeinderat unterstützte dann auch das Bestreben, das eine zu tun, aber auch das andere nicht zu lassen, weil beide Vorhaben für die Daseinsvorsorge der Gemeinde von großer Bedeutung sind. Die weitere Entwicklung hat diese Entscheidung als richtig erwiesen. Es bedurfte jedoch in jeder Hinsicht großer Anstrengungen und wohlwollender Unterstützung.

Am 3. März 1964 wurde die schulbehördliche Baugenehmigung gegeben und schon am 20. März 1964 der Landeszuschuß in der beantragten Höhe bewilligt. Es galt nunmehr auch das Baugelände baureif zu machen, denn noch gehörte ein Teil des Grundstücks einer Erbengemeinschaft, die sich im Ausland aufhielt. Es gelang, die Grundstücksverhandlungen so rechtzeitig abzuschließen, daß am 10. August 1964 mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte.
Vorher waren die Rohbauarbeiten an die ortansässige Firma Josef Götz vergeben worden, die das preisgünstigste Angebot vorgelegt hatte. Im Monat Juli hatte die 555. Eng. Group-Ettlingen der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte unter Oberst James Maxwell kostenlos die gesamte Baugrube ausgehoben und das überschüssige Erdmaterial abtransportiert.
 
Am 26. Juni 1965 fand die Grundsteinlegung statt. Zu diesem Zeitpunkt war der Klassentrakt bereits fertiggestellt. Der Spezialklassentrakt war begonnen; dort wurde auch die Metallhülse mit der Urkunde über die Grundsteinlegung und den an diesem Tag erschienenen Tageszeitungen eingemauert. Ehrengast bei der Grundsteinlegung war Landrat Weiß, der jetzige Präsident des Landes-Rechnungshofes. In der Grundstein-Urkunde heißt es, unter anderem:
 
URKUNDE
Heute, den 26. Juni 1965, legen wir den Grundstein für die NEUE VOLKSSCHULE LEIMERSEHIM und die gleichzeitig zu bauende SCHULTURNHALLE.
 
Dies in einer Zeit, in der zwanzig Jahre nach Beendigung des Zeiten Weltkrieges der Weltfrieden keineswegs gesichert ist, die Bemühungen um einen Zusammenschluß europäischer Staaten in dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag erste Früchte tragen, das deutsche Vaterland jedoch noch immer geteilt ist und an der Berliner Schandmauer immer wieder Menschen verbluten müssen…

Der Bau soll Zeugnis geben von dem fortschrittlichen Geist in der Gemeinde, von ihrem Bemühen, ihrer Jugend eine zeitgerechte Bildungsstätte zu schaffen, in der die Jugend

Gottesfurcht, Achtung der Menschenwürde, den Willen zur Völkerverständigung, die Bereitschaft zur guten Tat, das Streben nach Bildung und Ertüchtigung

erlernen soll.

Den Heranwachsenden soll in dieser Schule das geistige Rüstzeug mitgegeben werden, das sie befähigt, die Anforderungen unseres Zeitalters zu meistern und sich die demokratischen Freiheiten zu sichern.
Mögen Lehren und Lernen in dieser Schule niemals durch ungute Zeiten gestört werden!
Auf Gottes Schutz und Hilfe vertrauend, legen wir den Grundstein für unsere neue Schule in der Hoffnung, sie in Frieden vollenden zu können!

 
Die Feierstunde wurde vom Musikverein und vom Schülerchor musikalisch umrahmt. Mit Nachdruck gingen die Bauarbeiten weiter. Während im Klassentrakt bereits der Innenausbau begann, war der Bau der Turnhalle noch nicht begonnen.
 
Im alten Schulhaus wurden mehrere Schulsäle von den musischen Vereinen für ihre Übungsstunden genutzt. Es schien daher angebracht, in der neuen Schulanlage einen ähnlichen Raum zu schaffen, der den Vereinen, der Gemeinde aber auch für den evangelischen Gottesdienst zur Verfügung stand. Hierfür bot sich das Untergeschoß der Turnhalle an, nachdem diese doch zum größten Teil hätte unterkellert werden müssen. Am 7. Oktober 1965 billigte die Bezirksregierung die Tekturpläne und kam damit den Wünschen der Gemeindeverwaltung sehr entgegen.
 
Nun konnte auch der Bau der Turnhalle beginnen. Schlechte Witterungsbedingungen in den Herbst- und Wintermonaten erschwerten das Ausheben der Baugrube, was wiederum von den amerikanischen Soldaten bewältigt wurde. Der hohe Grundwasserstand erforderte eine Absenkung, die durch die Gemeinde zur Kosteneinsparung in eigener Regie vorgenommen wurde. Kurz vor der Fertigstellung wurde für die Turnhalle auch ein Bundeszuschuß bewilligt.
 
Als der Einweihungstermin festgelegt wurde, waren noch viele Arbeiten zu leisten. Aber der vorgegebene Termin spornte alle Beteiligten an, es rechtzeitig zu schaffen. Die Architektengemeinschaft Garrecht-Borquin aus Herxheim, die das Büro Knoll weiterführte, setzte sich mit Nachdruck dafür ein, das Bauvorhaben rechtzeitig fertigzustellen, wobei auch auf gute handwerkliche Arbeit beachtet wurde. Bei der Einweihung sollte ein fertiges Werk vorgestellt werden, dazu gehörten auch die Außenanlagen. Die gärtnerische Gestaltung hatte die Gartenbauingenieurin des Wasserwirtschaftsamtes übernommen. Eine fleißige Rentnergruppe pflanzte unermüdlich in den letzten Tagen Hunderte von Sträuchern, und dies trotz Regen und Schneetreiben. Die neue Schule mußte aber auch hübsch sauber sein, wenn die Ehrengäste sie besichtigen. Am Vortag fanden sich viele Frauen ein, die unentgeltlich die Baureinigung durchführten und bis tief in die Nacht noch mit Schrubber und Besen werkten, so daß alles im Glanz erstrahlte.
 
Die Gemeinde als Bauherr hatte inzwischen viele Gäste eingeladen mit einer Festschrift, die sicherlich aus dem üblichen Rahmen solcher Schriften heraussticht, wurde doch jedes einzelne Blatt von einem Grafiker aus Leimersheim gestaltet und mit Federzeichnungen illustriert.
 
Die neue Schule hatte auch bereits einen Namen, denn die Gemeindevertretung war dem Vorschlag von Bürgermeister Kling gefolgt und benannte am 22. Juli 1965 die Schulanlage "Kardinal-Wendel-Schule" nach dem früheren Bischof von Speyer und späteren Kardinal und Erzbischof von München und Freising. In der Begründung zu diesem Vorschlag heißt es, daß mit dieser Namensgebung die Erinnerung an einen bedeutsamen Mann wachgehalten werden soll, dem es einmal sehr schwer gefallen war, seine Heimat zu verlassen, den das Heimweh nach dem Pfälzerland nie verlassen hat, der zu höchsten Ehren und großen Erfolgen gekommen ist, weil er in aller Bescheidenheit Gott, der Wahrheit und der Liebe gedient hat. In diesem Sinne soll in dieser Schule gelehrt und er zogen werden, um auf diese Weise den einstigen Bischof zu ehren, dessen Wahlspruch lautet:
 
"Veritati et Caritati"
Wahrheit und Liebe

 
Das Schultagebuch enthält eine umfangreiche Sammlung von Veröffentlichungen über den ehemaligen Bischof von Speyer, der auch mehrere Male in Leimersheim weilte anläßlich von Firmtagen, und der auch die neuen Glocken nach dem Krieg weihte. Viele ältere Mitbürger werden sich sicherlich noch an den hochgewachsenen Oberhirten erinnern, wenn er an der Seite des Ortspfarrers Nikolaus Nagel einen Rundgang durch das Dorf machte. Diese herzliche Zuneigung der Bevölkerung hat sicherlich dazu beigetragen, durch die Namensgebung dies in dankenswerter Erinnerung zu halten.
 
Die Indienststellung der Schule wurde in den Grußworten mit den besten Wünschen begleitet. Der damalige Kultusminister von Rheinland-Pfalz Dr. Eduard Orth schrieb u.a.:
"Leimersheim hat in diesen Tagen Anlaß zu Stolz und Freude; dank ihrer eigenen Tatkraft und mit finanzieller Unterstützung durch das Land hat sie diese neue Volksschule gebaut. Durch dieses Werk hat die Gemeinde bewiesen, daß sie die Verantwortung für die großen Aufgaben unserer Zeit, zu denen die Schaffung moderner Bildungsstätten gehört, erkannt und wahrgenommen hat…
Möge Gottes Segen auf dem neuen Haus ruhen, mögen stets gebildete Menschen und verantwortungsbewußte Staatsbürger aus ihr hervor gehen".
 
Regierungspräsident Keller schrieb:
"Bildung und Erziehung sind zu einer Existenzfrage unseres Volkes geworden. Wir werden in dem harten Ringen nur dann bestehen, wenn unsere Jugend geistig und charakterlich gut auf den Lebenskampf vorbereitet ist".
 
Im Grußwort von Landrat Weiß lesen wir:
… "Die Gemeinde Leimersheim hat abseits vom allgemeinen Verkehrslärm eine moderne Schulanlage errichtet, welche einen den heutigen Lebensbedingungen entsprechenden Unterricht ermöglicht. Besonders erfreulich ist es, daß durch gleichzeitigen  Neubau einer Turnhalle der Schule auch die Möglichkeit für eine systematische und zielbewußte Leibesertüchtigung eröffnet worden ist.
Es ist zu hoffen, daß die sportliche Betätigung in Leimersheim nicht nur der Schulkinder sondern der gesamten Bevölkerung dadurch den gewünschten größtmöglichen Auftrieb erhält…"
 
Der zuständige Schulrat Wanner schreibt in seinem Grußwort: …"Bürgermeister und Gemeindevertretung haben den Aufruf verstanden und eine vorbildliche Bildungsstätte bauen lassen, in der die Grundlagen des Wissens und Könnens vermittelt und die Erziehungsaufgaben nach zeitgerechten Grundsätzen erfüllt werden können…"
 
Gruß und Dank erbot Bürgermeister Kling in der Festschrift: …"Der Namenszug der Schule am Eingang und die Gedenktafel in der Pausenhalle mahnen uns täglich, den Glauben bewußt als Aufgabe und Fundament unserer Erziehungs- und Bildungsarbeit zu verstehen, der Wahrheit und Liebe zu dienen, uns darin zu steigern und immer mehr und weltweit zu helfen…
Leimersheim grüßt, denkt, hofft und hilft, weil die Gemeinde weiß, wie sehr und gut ihr geholfen worden ist."
 
In der Festschrift ist aber auch ein Grußwort des Pastors Wernfried von Straaten enthalten, der wegen seiner unermüdlichen Hilfssammlungen für die Notleidenden dieser Welt auch "Speckpater" genannt wird. Mit diesem Missionspater war die Volksschule seit langer Zeit verbunden durch laufende Spendenzahlungen für den Feldzug gegen den Hunger. Dessen Worte dienten auch für die drei Wünsche, die mit den Hammerschlägen bei der Grundsteinlegung ausgesprochen wurden:
 
Das Schulhaus möge zum Grundstein werden
für das gemeindliche Leben
für die weltweite Hilfsbereitschaft
für den Feldzug der Liebe gegen die Bosheit.

 
Die Festlichkeiten zur Einweihung der neuen Schule begannen an jenem Samstag, dem 26. November des Jahres 1966, mit einem Dankgottesdienst in der Pfarrkirche, in dem auch die Kreuze geweiht wurden, die in jedem Schulraum an der Stirnseite ihren Platz fanden. Diese aus Lindenholz geschnitzten Kreuze mit Corpus wurden von einem Holzschnitzer aus Kohlgrub bei Oberammergau eigens für die Leimersheimer Schule geschaffen und von den am Bau beteiligten Firmen gestiftet.
Der Festakt selbst begann anschließend in der Turnhalle mit einer Festouvertüre, gespielt von der Musikkapelle. Zwei Schüler hießen in humorvollen, aber auch besinnlichen Versen die Gäste willkommen. Der Bürgermeister entbot allen seinen Gruß; er sagt aber auch dies:
"Anlaß zu besonderem Stolzsein gibt es wohl nicht. Wir sind eine der letzten Gemeinden im Kreis Germersheim, die eine neue Schule gebaut haben. Wir haben damit eine der Aufgaben erfüllt, die unsere Generation nun einmal zu bewältigen hat. Wir haben Verpflichtungen auf uns genommen wie viele Gemeinden vor uns. Wir freuen uns natürlich, daß wir dies nun zu einem guten Ende gebracht haben. Die Entscheidung, zu bauen oder abzuwarten, ist angesichts anderer Aufgaben und Maßnahmen nicht leicht gefallen. Natürlich hat man der Meinung sein können, eine so kleine Gemeinde dürfe die auf sie zukommenden Aufgaben nicht zu gleicher Zeit lösen wollen. Heute fragen wir uns, ob wir richtig oder falsch, zum Vorteil oder zum Nachteil entschieden haben…
Im Hinblick auf die wachsende Gesamtschülerzahl, die zu erwartende Herabsetzung der Klassenmeßzahl, die mögliche Einführung eines neunten Schuljahres und den bevorstehenden Abschluß der Schulbaumaßnahme im Kreise haben wir unseren Kindern eine genügend große Schule bauen wollen die dann nicht zu klein sein sollte, wenn sie bezogen wird. Darum haben wir uns bemüht, und deshalb steht heute diese Schule. Sie kann uns Anerkennung, sie kann uns Tadel einbringen…"
 
In einem stillen Gedenken wurde dem toten Kardinal, dem verunglückten Architekten und den beiden während der Bauzeit verstorbenen Ratsmitgliedern gedacht.
 
Neben der Musikkapelle trugen auch der Cäcilienverein und der Männerchor zu der musikalischen Gestaltung des Festaktes bei.
 
Der Vertreter des Kultusministerium, Regierungsdirektor Anselmann, sagte in seiner Festansprache, daß diese Schule Aufgaben erhalten werde, die ihrer Größe und vorzüglichen Ausstattung angemessen sind; dabei verwies er auf die beabsichtigte Einrichtung von Mittelpunktschulen im ländlichen Raum. (Anmerkung: Diese Zusage wurde durch die neue gesetzliche Schulorganisation überholt und wegen des Rückgangs der Schülerzahlen gegenstandslos)
 
Neun Schüler der Oberstufen gaben in dem gekonnten Spiel "Die Schule sind wir" zu bedenken, daß die Schule nur versuchen kann, Wissen zu vermitteln, daß es auf die Schüler ankommt, ob sie dieses Angebot annehmen und so die Schule zu dem machen, was sie sein soll.
Der Ortsgeistliche, Pfarrer Steeg, weihte die Schule und alle Räume, er wurde dabei begleitet von den Vertretern der Gemeinde, den Schülern, den Eltern und der Lehrerschaft.
 
Die Feierstunde klang aus mit dem gemeinsam gesungenen Lied "Nun danket all und bringet Ehr".
 
Ein bedeutsamer Anlaß in der Entwicklung der Gemeinde Leimersheim war angemessen festlich begangen worden. Als am nächstfolgenden Werktag die Fahnen im Schulgebäude eingeholt wurden, hatte der Alltag bereits wieder begonnen. Es galt nun, den Umzug vorzubereiten und durchzuführen, denn am 5. Dezember 1966 sollte der erste Schultag in der neuen Schule sein; es war gleichzeitig der erste Schultag im zweiten Kurzschuljahr, mit dem die Angleichung an den Schuljahresschluß zu Beginn der Sommerferien eingeführt wurde.
 
Der Neubau der Volksschule mit Turnhalle kostete insgesamt 2.100.000 Mark.
 
Der Bau der neuen Schule war vollendet, beginnen mußte nun das Werk der Erziehung und Wissensvermittlung in den nunmehr fertiggestellten Räumen; diese Aufgabe beginnt mit jedem Schulanfänger aufs neue, ja sie beginnt an jedem einzelnen Schultag.
 
In diesem Bericht wurde versucht, die Planung des Schulbauvorhabens, seine Verwirklichung und schließlich die Widmung in der feierlichen Indienststellung zu schildern. Einem folgenden Beitrag soll es vorbehalten sein, den weiteren Verlauf festzuhalten, aber auch zurückzuschauen in die Schulgeschichte der Gemeinde, soweit darüber Unterlagen vorhanden sind.
 
Schüler und Lehrer gehen jeden Tag am Eingang an dem Betonrelief vorbei, auf dem in lateinischen Worten der Wahlspruch des Kardinals Wendel zu lesen ist. Diese immer gültige Lösung "Wahrheit und Liebe" ist als Aufgabe und Ziel für die Leimersheimer Schule gesetzt worden. Es gilt, diese anspruchsvolle Forderung jetzt und künftig zu verwirklichen. Diese beiden Begriffe sollten zur Maxime aller Menschen werden, sie zu lehren, zu fördern und auszubilden, muß die Aufgabe der Schulen sein und bleiben.
 
Das eine ist nichts ohne das andere, beides zusammen kann ein ermutigender Fortschritt zum Guten sein.


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Text: Ernst Marthaler (1976)
Quelle: Marthaler, Ernst: Vor 10 Jahren Einweihung der Kardinal-Wendel-Schule - Heimatbrief der Verbandsgemeinde Rülzheim, Ausgabe Weihnachten 1976 - Landesbibliothek Speyer, Per. 6605 

Fotografien:
- Fotosammlung Kurt Freytag (Stadtarchiv Landau)
- Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim
- Landeshauptarchiv Koblenz


hfb/red

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