"Bei Feuersnot und wenn man stürmt, soll ein Jeder mit bewehrter Hand zur Rettung herbeilaufen"
Geschichte
So lautete 1770 das Gebot in der Dorfordnung von Leimersheim. Vor der Gründung einer gemeindlichen Feuerwehr waren die Bewohner verpflichtet, im Brandfall oder bei sonstigen Unglücksfällen sich gegenseitig zu helfen. Beim schaurigen Ruf der Sturmglocke eilte das ganze Dorf herbei, um das Feuer zu löschen, Mensch, Haus und Hof zu retten. Wer sich diesem entzog, wurde mit einer Geldstrafe belegt.
1821 erbaute die Gemeinde neben der Kirche und dem umgebenden Friedhof zur Schlossgasse hin eine erste Remise als Unterstand für die einfache Feuerwehrspritze. Diese Remise war immerhin mit 40 Gulden gegen Brand versichert. Wegen Platzmangel entstand einige Jahre später das zweite Spritzenhaus auf dem Platz vom heutigen Bürgerhaus. In der Ortschronik wird über den darauffolgenden Unterstellplatz im Hasenpfuhl berichtet: "Im Jahre 1854 hat der Maurermeister Kreger aus Neupfotz beim ehemaligen Schulhaus am Erlenbach eine Remise zur Aufbewahrung der Feuerspritze gebaut".
1881 erfolgte aufgrund der distriktpolizeilichen Brandverordnung des Amtsbezirkes Germersheim die Aufstellung der ersten organisierten Feuerwehr in Leimersheim. 186 Männer führte der Feuerwehrkommandant Rudolf Emmerling 20 Jahre lang unter seiner Leitung. Die Gemeinde war verpflichtet, "... die erforderliche Ausrüstung für die Löschmannschaft anzuschaffen und all diese Gegenstände in gutem Zustand zu erhalten". Diese bestand aus Fässern, Eimern, Hanfschläuchen und einer "Quartierspritze", die von Hand gezogen wurde, ebenfalls aus Uniformen für die Mannschaft. Dazu hieß es: "Die Joppen schützen bei Übungen im Winter vor Kälte und mitunter Schadensfeuer vor Wasser und ist auch nicht zu leugnen, dass sie den Mann in eine angenehme Stellung versetzen."
1886 erweiterte eine neue Büttenspritze mit Druckschlauch die Geräteausstattung. Um eine rasche Wasserbeschaffung zu gewährleisten, waren Besitzer eines Pferdefuhrwerks verpflichtet, mit Wasser befüllte Fässer zur Brandstelle zu fahren. Der erste Wagen vor Ort erhielt eine Belohnung von 4 Gulden. 1907 wurde diese Feuerspritzen-Remise am Erlenbachweg durch ein neues, größeres Spritzenhaus ersetzt. 1919 nach dem Ersten Weltkrieg - verbunden mit den schweren, menschlichen Verlusten - gründete die Gemeinde eine Pflichtfeuerwehr. Im Jahr 1920 bestand sie bereits aus 200 Männern.
1934 kam die lang erwartete, erste Motorspritze vom Typ "Goliath II" auf einem zweirädrigen Fahrgestell der Leistung von 800 Liter pro Minute, zum Einsatz.
1939 - als Deutschland zur Mobilmachung aufrief, wurden auch die jüngsten, männlichen Bewohner eingezogen. Um den Brandschutz zu sichern, war es notwendig auch junge Frauen einzubinden. Selbst bei den verheerenden Bränden durch Bombeneinschläge in Ludwigshafen fuhr die Mannschaft samt der Motorspritze auf dem Lastwagen zur großen Industriestadt.
Nach 1945 führte die Gemeinde wiederum eine Pflichtfeuerwehr ein, viele Männer waren Opfer des Krieges geworden, viele kamen erst nach langen Jahren der Gefangenschaft zurück.
1955 wurde die Freiwillige Feuerwehr unter dem ersten Kommandanten Alfons Liebel gegründet, mit 31 Wehrmännern, die sich für 5 Jahre verpflichten mussten.
1961 übernahm die Mannschaft zusätzlich die Aufgaben der Wasserwehr sowie die Dammwache. Bisher waren Dorfbewohner zur Kontrolle bei Hochwasser eingesetzt.
1972 wurde eine moderne Ausrüstung angeschafft, unter anderem ein großes Schlauchboot für die speziell ausgebildeten Wehrmänner zu Wasser, um bei Havarien und Badeunfällen vor Ort zu helfen. 1975 errichtete die Gemeinde ein neues, geräumiges Spritzenhaus im Niederhorst - mit handwerklicher Eigenleistung der "Feuerwehrler".
2016 begann der große Umbau des Feuerwehrhauses - entsprechend den neuesten Richtlinien und Bedürfnissen - und endete mit einem wohlverdienten Richtfest im Dezember 2018.
Seit der Verstärkung durch vier Feuerwehrfrauen im Jahr 1998 besteht bis heute der Wunsch nach mehr weiblicher Unterstützung. Die 2011 in Leimersheim gegründete Jugendfeuerwehr steht seit 2021 Jahre ebenfalls unter der Leitung der Verbandsgemeinde. Sie lässt unsere Dörfer auf weitere beschützte Jahre hoffen.
Zu den heutigen Aufgaben der Wehr gehören nicht nur Brandbekämpfung und Wache, sondern auch der Katastrophenschutz, Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort und landesweit, die Rettung von Verunfallten, dazu noch die vielen, regelmäßigen Übungen zu Lande und zu Wasser. Brandschutzerziehung in Schulen und Kindergärten stehen auf dem Programm. Mit neuester digitaler Technik arbeitet das Drohnenteam zusammen mit dem DRK. Fahrzeuge auf technisch hohem Niveau sichern die Einsätze. Als Teil der Verbandsgemeindewehr Rülzheim übernimmt die Ortseinheit Leimersheim seit 1975 ebenfalls Aufgaben in überörtlichen Gefahrenlagen.
Feste, Freuden, Kameradschaft
1929 wurde die erste Feuerwehrkapelle mit 20 Männern gegründet. Die Gemeinde beteiligte sich mit 1.305 Mark. Dazu waren die Musiker verpflichtet zur "öffentlichen Standmusik an 4 Tagen im Jahr, bei der Fronleichnamsprozession und sonstigen öffentlichen und kirchlichen Veranstaltungen" ihren Beitrag zu leisten. Musikkonzerte gab es zum Eintrittspreis von 25 Pfennig in der Gaststätte "Zum Schiff" am Sonntagnachmittag. Die Feuerwehrfeste in den 20ern und 30ern galten als das große, feierliche Ereignis des Jahres. Mit Tanz, großer Präsenz der "Chargierten" in Uniform und mit noblen Ehrendamen feierte man im Gasthaus zum Lamm.
1938 wurde die Kapelle aufgelöst, die jungen Männer mussten ihren Wehrdienst leisten. Der Krieg nahm ihnen die Musik, die Leichtigkeit der Jugend und viele ihrer Kameraden. Nach den Jahren des Leids und der Verluste kam in der Nachkriegszeit allmählich auch die Freude am unbeschwerten Miteinander ins Feuerwehrleben zurück. Man traf sich wieder - außer bei Pflichtübungen und Einsätzen - zu gemeinsamen, vergnüglichen Unternehmungen: Kameradschaftsabende und fidele Ausflüge stärken die Verbundenheit - samt die der Ehefrauen untereinander. Auch die nicht mehr aktiven Herren pflegen weiterhin ihre Freundschaft beim Kochen und Essen im Spritzenhaus. Das jährliche Feuerwehrfest im August bleibt bis heute ein überaus beliebter Treffpunkt für das ganze Dorf.
Einsatz
Die gelungenen Einsätze der freiwilligen Feuerwehr - mit oder ohne Brand - beweisen ihre gelebte Kameradschaft - das Respektieren untereinander, ein jeder mit seinen Fähigkeiten, ein jeder mit seiner Kompetenz. Diese Wehr, mit ihrem ehrenamtlichen Dienst zum Schutze für Mensch, Haus und Hof, verdient große Anerkennung und den Dank der Dorfgemeinschaft.
Heute werden die freiwilligen Feuerwehrler*innen persönlich mit mobiler Funktechnik zum Einsatz gerufen. Auch wenn die lauten Sirenen nicht mehr zum Ruf ertönen: Sie sind da, wenn’s brennt! Mit ihrem Versprechen - seit 140 Jahren: "Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr!"
Text und Recherche: Regina Flory (2021)
Quellen: Robert Marthaler, Festschrift 100 Jahre Feuerwehr (1981) / Roland Ziemer, stellv. Wehrführer
Fotografien: Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim
Wer sich brennend für noch mehr interessiert:
Schaaf Gottfried, Kommandant
flo