Mädchenname: Wolff
Beruf(e):
Hebamme
Geburtsdatum: 15.09.1838
Geburtsort: Leimersheim
Sterbedatum (Todestag): 27.02.1898
Sterbeort: Leimersheim
Eine Hebamme in schweren Zeiten
Catharina Schwab, geb. Wolff, war eine der ersten Hebammen in Leimersheim, die im Auftrag der Gemeinde den gebärenden Frauen beistand. Als "sittlich unbescholten, gesund und reinlich" erfüllte sie die vorgeschriebenen Erfordernisse. Catharina und der Lederschuhmacher Georg Heinrich Schwab, der sich als Stifter des Grundstücks für die Kapelle Kuhardter Weg ins Dorfgeschehen einbrachte, waren Eltern von fünf Kindern: Maximilian (*1860), Barbara (*1862), Alois (*1866), Maria Apollonia (*1876) und Simon (*1880). Zwei ihrer Söhne entschieden sich in jungen Jahren für ein Leben in der "Neuen Welt" Amerikas. Die ältesten Brüder Maximilian und Alois fanden Arbeit als Metzger in Connecticut in den großen Schlächtereien ihres Onkels Anton Schwab.
Die erste spezielle Schule für den Beruf der Hebamme gab es seit 1800 in Würzburg. Vor dieser Zeit wählte noch jede Gebärende ihren weiblichen Beistand selbst aus, der ihr in irgendeiner Weise nahestand. Durch den nachhaltigen Einfluss der französischen Verwaltung von 1794 bis 1814 mit ihren modernen Strukturen wurden schließlich ab 1820 nur noch ausgebildete Geburtshelferinnen von der "Gemeinde im bairischen Königreich" angestellt.
Die 25-jährige, verheiratete Catharina legte 1863 ihr Examen in Würzburg mit "ausgezeichnet" ab. Die Weitergabe des praktischen Wissens und der manuellen Hilfestellung an die nächstfolgende Hebamme blieben jedoch der hauptsächliche Teil der Ausbildung. So lernte die junge Catharina Schwab aus den Erfahrungen von der 1831 examinierten Jakobina Weschler. Beide waren zur selben Zeit bei der Gemeinde angestellt, während die Einwohnerzahl auf fast 1.500 anstieg. Im Jahre 1870 halfen sie 66 Kindern in Leimersheim das Licht der Welt zu erblicken, während die jungen Väter im Deutsch-Französischen Krieg kämpfen mussten.
Die pfälzische Bevölkerung war in diesem Jahrhundert durch Seuchen, Hungersnöte und Kriege zutiefst geschwächt. Aufgrund mangelnder Ernährung, fehlender Hygiene und bedingt durch einfachste, medizinische Möglichkeiten überlebten in dieser Zeit nur knapp die Hälfte der Neugeborenen. So mussten die Hebammen den vielen Frauen beistehen, wenn ihre Säuglinge während oder nach der Geburt starben.
Catharina Schwab war 35 Jahre lang in ihrem Beruf tätig bis zu ihrem Tod 1898. Auch bei ihr gab es viele Tage, an denen das Schicksal sie herausforderte, wie bei all den anderen "Wehmüttern". Und doch fanden sich immer wieder tapfere Frauen, die bereit waren, Gebärende und Trauernde in ihrem Schmerz zu begleiten - und auch das Glück mit ihnen zu teilen.
Text und Recherche: Regina Flory (2021)
Quellen: Landesarchiv Speyer, U97 Hebammen
Fotografien: Fotoalben Manuela Wettstein, Ria Stein
Winterkind - Erlebnis einer Hebamme um 1870
An einem bitterkalten Winterabend klopft es laut, ungeduldig an der Tür von Catharina Schwab. Ihr Ehemann, der Lederschuhmacher Georg Heinrich, öffnet die Haustür. Draußen steht ein Unbekannter, gehetzt, verzweifelt. Schnell wird dem Hausherrn klar, dass seine Frau, die Hebamme, dringend verlangt wird. Sie soll mit ihm kommen - es handelt sich wohl um eine werdende Mutter, die in den Wehen liegt. Sie folgt dem Unbekannten in die Finsternis. Am Rhein: ein Wagen, mit Tüchern bedeckt. Die armselige Unterkunft des fahrenden Volkes.
Weinende Kinder, eine hilflose Gebärende, all das - keine guten Zeichen. Nach quälenden Stunden bringt die Frau des Unbekannten das Kind zur Welt. Während die Hebamme noch die erschöpfte Frau versorgt, geht der Vater zum Rhein und bringt einen Eimer frostiges Wasser. Er nimmt der Frau das Neugeborene aus dem Arm, hält den nackten Säugling an den Füßchen hoch, taucht ihn kurz mit Kopf und Körper in das eiskalte Wasser. Das Kind schreit kräftig, er übergibt es der Mutter.
Die Hebamme kehrt heim, bestürzt über den Vater, aber doch froh über ihre gelungene Arbeit. Am nächsten Morgen will sie nach der Familie sehen, doch die Zelte sind abgeschlagen. Das fahrende Volk ist weitergereist.
Text: Regina Flory (2021)
Quellen: Manuela Wettstein, Heiner Wolf
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Wer noch mehr Spannendes erfahren möchte:
Simon Schwab, WW1, Sohn von Catharina
Amanda Kreger, Hebamme
Kapelle an der Kuhardter Straße