Bauer Elisabetha

Beruf(e): Näherin
Geburtsdatum: 02.12.1919
Geburtsort: Neustadt a.d. Weinstraße

Eltern: Ludwig Bauer und Barbara Stich, Neustadt a. d. Weinstr.
Heirat in Afrika und Neustadt a. d. Weinstr. mit Raimund Josef Bürckel aus Leimersheim (*19.11.1919) am 10.2.1943.
Aufhebung der Ehe: 13. Februar 1948, Landesgericht Landau i. d. Pfalz


Ferntrauung 
Eine außergewöhnliche Trauung in außergewöhnlichen Zeiten

"Der Mann war nicht anwesend"
Elisabetha Bauer, eine Näherin aus Neustadt an der Weinstraße, war die „Kriegsbraut“ von Raimund Bürckel aus Leimersheim. Die Berufswahl zum Gärtner des Bräutigams verband sich automatisch mit dem väterlichen Betrieb in der Wattelsgasse (1933 nach dem Gauleiter und damaligen Ehrenbürger mit Leimersheimer Wurzeln in Josef Bürckel-Straße benannt).
Wie bei den meisten der Leimersheimer beendete die Wehrpflicht die Arbeit im väterlichen Betrieb. Die Söhne mussten einrücken. Der Zweite Weltkrieg begann am 1.9.1939. Zukunftsträume einer ganzen Generation wurden zerstört. Viele der jungen Männer heirateten noch schnell ihre Liebste, wenn sie auf Heimaturlaub waren. Eine Aufgebotszeit (oder Aushängezeit) von 4 Wochen wurde vom Standesamt nicht mehr verlangt.
Während der Bräutigam Raimund in Afrika dienen musste, entschlossen sich er und die Näherin Elisabetha Bauer aus Neustadt Ende 1942 für eine Ferntrauung, eine ganz besondere Art der Eheschließung:
Während der Bräutigam vorab im Feld vor seinem Kommandeur das Ja-Wort bekundete (am 8. Januar), saß die Braut 4 Wochen später nach Eintreffen der Heiratsbestätigung des Ehemanns (in diesem Fall aus Afrika) an ihrem Heimatort mit zwei Zeugen vor dem Standesbeamten. Der leere Stuhl des Bräutigams neben ihr wurde mit einem Stahlhelm dekoriert, daher nannte man diese Zeremonie auch „Stahlhelmtrauung“.
In diesem Fall gaben die Eheleute ihre Ferntrauung durch eine Zeitungsanzeige bekannt.  
Wenn es finanziell möglich war, sorgte für die Freude am gemeinsamen Hochzeitsbild häufig ein Montagefoto, kreiert mit einem Soldatenportrait des fernen Bräutigams und dem Portrait der Braut. 

Auf dem Eheeintrag von Elisabetha Bauer und Raimund Josef Bürckel ist am 10. Februar 1943 vermerkt:
„(die o.G)…haben heute vor dem unterzeichnenden Standesbeamten die Ehe geschlossen. Der Mann hat gemäß der Personenstandsverordnung der Wehrmacht seinen Willen die Ehe einzugehen am 8. Januar 1943 zur Niederschrift des Abteilungskommandeurs erklärt. Die Frau hat heute die Frage des Standesbeamten, ob sie mit Raimund Josef Bürckel die Ehe eingehen wolle, bejaht“.
"....erschienen heute zum Zwecke der Eheschließung vor dem unterzeichnenden Standesbeamten. Der Standesbeamte fragte sie einzeln und nacheinander, ob sie die Ehe miteinander eingehen wollen. Die Verlobten bejahten die Frage" wurde im Dokument durchgegestrichen.
Dafür wird die Rechtmäßigkeit der Ehe betont: "Der Standesbeamte sprach im Namen des Reiches aus, dass sie nun mehr rechtsmäßig verbundene Eheleute seien".
Auf der zweiten Seite der Heiratsurkunde wird noch einmal das wichtigste Fragment der „Ferntrauung“ bestätigt: „Der Mann ist nicht anwesend“.

Durch die körperlichen Folgen des Krieges und der Gefangenschaft musste sich Raimund Bürckel nach seiner Heimkehr 1945/1946 mehreren stationären Aufenthalten unterziehen.
Geprägt von Kriegsentbehrungen und der Abwesenheit des Ehemannes durch Krankheit, Wehrmachtseinsätze und Gefangenschaft wurde die Ehe nach fünf Jahren „Ehezeit“ aufgehoben.
 
Anmerkung: Ob die Eheleute beide zur Scheidung anwesend waren, bleibt ungewiss.


Text und Recherche: Regina Flory (2024)
Quellen: Zeitungsausschnitt von 1943: Sammlung Maria Hanser und Elisabeth Scharfe, Standesamtsarchiv Neustadt a. d. Weinstraße / Gemeindearchiv Leimersheim, VG Rülzheim / Pfälzer Tageblatt Februar 1943
Fotografien: Wikipedia "Deutsches Eherecht im Zweiten Weltkrieg, Aufnahme aus dem Bundesarchiv, Foto: Zimmermann, 1944 Sommer 
"Auf dem Standesamt" - Photograph Hans Hartmann / Quelle: dhm (Deutsches Historisches Museum Berlin 

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