Die Frauen ließen ihre Kleider bei einer der Näherinnen nähen. Es gab davon mehrere im Dorf und jede hatte ihre Kundinnen, die ihr ein Leben lang treu blieben. Manche dieser Näherinnen waren eigentlich Damenschneiderinnen, und sie hatten den Beruf, wie die Männer, in einer mehrjährigen Lehrzeit bei einer Meisterin erlernt. Früher gingen die Näherinnen auch in das Haus ihrer Kundinnen, um dort zu nähen und zu flicken, was für die Kinder und den ganzen Haushalt nötig war. Dazu gehörten die Bettwäsche und die Aussteuer für die Töchter des Hauses. Wenn das vom Weber gelieferte Tuch blütenweiß und sorgfältig gefaltet im Schrank oder in der Truhe lag, wurde zur gegebenen Zeit die Näherin ins Haus bestellt, um „Neues" daraus zu machen. Unter ihrer Hand entstanden Leintücher, Bettbezüge, Tischdecken, Handtücher, Servietten u.v.m. Dann wurden noch die Schürzen der Mädchen genäht und die Hosen der Buben geflickt, die zwar aus festem Tuch waren, aber dennoch nicht lange hielten. Wenn die Näherinnen in ihrer Nähstube ein Kleid nähten, bekamen sie, wie die Schneider, den üblichen Werklohn. Falls sie aber bei den Kunden arbeiteten, wurde ihnen ein Taglohn gezahlt.
Wesentlich erleichtert wurde die Arbeit durch die Nähmaschine. Im Jahr 1856 wird in einer pfälzischen Zeitung die Neuigkeit verkündet, daß ein Schneider in Speyer eine solche Maschine, die aus Paris geliefert worden war, benutzt.22 Einige Jahrzehnte später stand in jedem guten Haushalt eine solche Maschine mit Fußbetrieb. Heute sind sie elektrisch betrieben.
. Als Näherin arbeiteten: Lösch Karolina in der Hirtengasse, Heintz Berta und deren Nichte Ruth in der Wattelsgasse, Kuhn Martha und deren Tochter Elisabeth in der Pfarrgasse, Schwab Emma im Oberdorf, Schwab Paulina in der Wattelsgasse, Pfadt Elisabeth und Kuhn Paulina in der Neuen Gasse und Ochsenreither Maria in der Hauptstraße. (Diese Aufzählung ist vermutlich nicht vollständig.)
In der Rheinstraße hatte in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit Elisabeth Schäfer eine Näherei betrieben, in der die Kragen und Manschetten der Herrenhemden erneuert wurden. Auch dort hatten einige Frauen und Mädchen bei zwar geringem Lohn doch die Möglichkeit, zu einem kleinen Verdienst zu kommen. Ähnlich war es in dem kleinen Betrieb von Lena Dannenmaier im Schafgartendamm, die sich auf die Reparatur von Damenstrümpfen spezialisiert hatte. Viele Kundinnen aus dem Dorf, aber auch aus der Umgebung, brachten ihr die Strümpfe und sie ließ die Laufmaschen repassieren, d. h. die Laufmaschen aufnehmen.
Quelle: Ernst Marthaler, Leimersheim - Die Geschichte eines pfälzischen Dorfes am Rhein (2002) Seiten 492, 493
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