Zwischen Fischmal und Michelsbach
Im Herzen des oberen Mundatswaldes in den vorderen Bergen des Wasgaus, zu Füßen des Schloßberges, auf dessen Bergkegel die Burgruine Guttenberg thront, die an frühere Herrschaften erinnert, treten zaghaft die Wasser des noch jungen Baches ans Tageslicht. Im Amertstal beginnt er seinen Weg zum Rhein, der im Osten liegt. An den Rebhängen bei Oberotterbach beginnt der Abstieg in die Rheinebene bis Niederotterbach. Dann läßt er Steinfeld, Schaidt und Freckenfeld links liegen. Bevor er in den dunklen Bienwald eintaucht, nimmt er bei Minfeld den Dierbach auf. Das ehemalige Straßendorf, die heutige Stadt Kandel will er meiden, doch halten ihn die langen Häuserzeilen in ihrem Bann. Nun aber wendet er sich Jockgrim zu. Bis dahin hat er einige weitere kleinere Rinnsale vereinnahmt, die er mit hinunter in die Niederung nimmt. Dort ändert er seine Richtung und dreht sich nach Norden, treibt hart an Neupotz vorbei, um sich, nachdem er die Brücke im Kahnbusch, genannt „die schwarz Brigg", hinter sich gelassen hat, im großen Fischmal zunächst zu verlieren. Am unteren Teil dieses Gewässers erscheint der Bach wieder, doch fließt er jetzt gegen Westen. Nach wenigen Metern schon schwingt sich ein hölzerner Fußgängersteg über ihn hinweg von einem Ufer zum anderen. Vor hundert Jahren floß der Bach noch „unterhalb des Dorfes", heute jedoch fließt er mitten durch den Ort, der sich inzwischen beträchtlich nach Norden ausgeweitet hat. An der Straße zum Rhein gab es in alter Zeit keine Brücke. Die Passanten mußten mit einer Furt vorlieb nehmen. Später baute man zuerst eine Holzbrücke, die dann durch eine Steinbrücke ersetzt worden ist. Vor dieser war rechter Hand bis in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Pumpenhaus, wo die Bauern Wasser laden konnten, um ihre Tabakfelder zu gießen. Das Häuschen steht noch, die Pumpe ist aber seit 1956 nicht mehr in Betrieb. Im weiteren Lauf bewässerte der Bach im 19. Jahrhundert die Hanfröste. Dazu haben sie ihn durch eine Schleuse bei der jetzigen Friedhofsbrücke nach Bedarf gestaut. Die Hanfröste ist längst verschwunden. An beiden Ufern stehen Häuser, deren Gärten vom Naß des Baches profitieren. In Höhe der Großen Gasse war einstmals eine Pferdeschwemme. Bevor der nun müde gewordene Otterbach noch unter der Friedhofsbrücke hindurchläuft, um sich an der „Schließ" mit dem Erlenbach zu vereinigen, hat er früher für die Tuchbleiche von seinem Wasser hergegeben, damit die Frauen ihre linnenen Tücher mit der Gießkanne besprengen konnten.
sem/red
Text: Ernst Marthaler
Quelle: Ernst Marthaler, Ortschronik "Leimersheim - Die Geschichte eines Dorfes am Rhein" (2002)