Rheinstraße 11
Über dem Eingang zur Schankstube lud das Bild einer roten Rose zur Einkehr ein. Dort wo die aus dem Ort kommende Straße zum Rhein hin abbiegt, wurde die Gastwirtschaft in den ersten Jahren des 20. Jhs. gebaut. In dem nördlich der Brücke gelegenen Dorfgebiet standen damals nur wenige Häuser, aber in der Nähe lag die Ziegelei, in der viele Leimersheimer arbeiteten, und es war auch nicht weit bis zu den Liegeplätzen der Rheinschiffe.
Der Maurer Georg Geisert hat 1901, nachdem er das Grundstück aus Gemeindebesitz erwerben konnte, das Gebäude nach den Plänen des Bezirksbaumeister Ginand selbst gebaut und gleichzeitig die Konzession für eine Gastwirtschaft, zur Beherbergung und Branntweinausschank beantragt. Der Gemeinderat hat sogleich das Bedürfnis für dieses Gasthaus bejaht und seinen Beschluß so begründet: „Dafür spricht die Lage außerhalb des Ortes an der wegen der Rheinüberfahrt verkehrsreichen Distriktstraße und das Vorhandensein einer nahegelegenen Dampfziegelei, sowie der zwei Wohnhäuser und der Aussicht, daß noch mehr Wohnhäuser an dieser Straße gebaut werden. Das Gebäude liegt 175 m vom Ort und 600 m von der nächsten Wirtschaft entfernt. Die Ziegelei beschäftigt 27 erwachsene Arbeiter Die Frühstücks- und Abendbrotpause beträgt nur eine halbe Stunde. Deshalb ist es den Arbeitern unmöglich, in den Ort zu gehen, dagegen haben sie in der nur 200 Schritt entfernten Wirtschaft ein gutes Unterkommen ... Die Wirtsleute haben einen guten Ruf und sind allgemein beliebt ..." (GR 17.3.1901)
Dennoch sollte es nicht sogleich zu der gewünschten Erlaubnis kommen, vielmehr versuchten Ratsmitglieder, die selbst Gastwirte waren, den Beschluß rückgängig zu machen mit dem Hinweis, daß in der Ziegelei eine Werkskantine vorgesehen sei. Doch der Gemeinderat blieb bei seinem früheren positiven Beschluß. 1903 bemühte sich der Wirt außerdem noch um die Zulassung einer Straußwirtschaft, die er mit einem Winzer aus Eschbach betreiben wollte. Außerdem erweiterte er seinen Antrag auf die Erlaubnis zur Abgabe warmer und kalter Speisen, Kaffee, Sodawasser und anderer Mineralwässer. 1910 wurde eine Kegelbahn an die östliche Grenze des Grundstückes gebaut.
Das Ehepaar Geisert bewirtschaftete die Gaststätte bis 1925 selbst, dann wurde sie bis 1935 an den Fischer Heinrich Kuhn verpachtet. Danach pachtete August Schardt („de Blechnerguscht") mit seiner Frau Susanne das Gasthaus bis zum Tode der Witwe Geisert im Jahre 1950. Bei der Versteigerung ihres Nachlasses erwarb die Familie des Landwirts Eugen Schwab II. aus der Wattelsgasse das Anwesen. Dessen Kinder betrieben zunächst die Gastwirtschaft, zuletzt ab 1972 der Enkel Theo Geiger. Vor einigen Jahren wurde das ganze Gebäude abgerissen, um Platz zu schaffen für den Wohnungsbau.
Text: Ernst Marthaler
Quelle: Ernst Marthaler, Ortschronik "Leimersheim - Die Geschichte eines Dorfes am Rhein" (2002)
Fotografien: Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim
mar/red