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Erlenbach

Von Neupotz kommend bis Michelsbach

Seine Kinderstube liegt ebenfalls im vorderen Wasgau. Drei Quellbächlein vereinigen sich westlich von Bergzabern zum Erlenbach. Ihre Quellen liegen bei Blankenborn, Birkenhördt und Böllenborn. Nachdem der Bach der Stadt Bergzabern einen Besuch abgestattet hat, eilt er durch die rebenbestandenen Hügel der Ebene dem Vater Rhein zu. Bei Barbelroth kommt der kleine Horbach hinzu. An seinem linken Ufer liegt das Dorf Erlenbach, das nach ihm benannt ist. Kandel läßt er rechter Hand liegen. Seine Wasser haben auf dem bisherigen Weg schon viele Mühlräder angetrieben. Östlich des alten Römerdorfes Rheinzabern hat man die Wanzenheimer Mühle in seinen Bachgrund gebaut. Von dieser Mühle war früher so manche un­heimliche Geschichte im Umlauf, von denen einige vermutlich nicht ganz der Wahrheit ent­sprachen, aber der Bach, der schon immer in ihrer nächsten Nähe war, müßte es besser wissen, wenn er erzählen könnte. Jetzt ist die Niederung schon ganz nahe und der Bach beschleunigt seinen Lauf, wenn er das Hochgestade hinter sich läßt. An der Grenze zur Leimersheimer Gemarkung hat man den Kaplachgraben angelegt, in dem überschüssiges Wasser zum Otterbach abgeleitet werden kann, wenn die Gefahr besteht, daß der Erlenbach über die Ufer tritt und in die Neupotzer Gassen flutet. Früher wurde er von da an zum Mühlbach, denn der Leimersheimer Müller rechnete mit seiner Energie für den Antrieb der Getreidemühle. Deshalb war dem Müller auch daran gelegen, stets ausrei­chend Wasser auf den Mühlrädern zu haben. Und so ließ er ihn auch manchmal anstauen, sehr zum Verdruß der Bauern, die die Ufergrundstücke bewirtschafteten oder am Bachufer wohnten. Ein solch hoher Wasserstand war ebenso wenig angenehm für die Anlieger, denen das Wasser in ihre Ge­höfte und Gärten floß. Andererseits wollten in den trockenen Sommermonaten die Bauern ihre ufernahen Felder mit dem Wasser aus dem Bach bewässern. Wenn die Bauern es zu arg trieben, ärgerte das wiederum den Müller, wobei er sich auf das ihm zustehende verbriefte Wasserrecht berufen konnte.

Hat der Bach die Mühle durchlaufen und seine Schuldigkeit getan, muß er sich noch unter der Straßenbrücke im Ober­dorf und dem Fußgängersteg am "Gössel" hindurchzwängen und hat dann freie Bahn bis zur "Schließ". Auf dieser letzten Strecke war das Bachbett früher viel breiter als heute. Auf der linken Seite zur Wattelsgasse hin verlief ein breiter Graben, der einem Seitenarm des Baches glich. Er sollte seit Men­schengedenken das Regenwasser aus dieser Gasse aufnehmen und dem Bach zuleiten. 1912 wurde der Graben verrohrt und die Grundflächen an die Angrenzer übereignet. (GR 6.10.1812) Unterhalb der "Gässelsbrigg" hat der Entwässerungsverband 1926 eine Ufermauer betoniert und damit das Bachbett eingeengt. Der Gemeinderat sah darin aus „hygienischen Gründen und wegen der Dorfverschönerung ein öffentliches Interesse" und sagte eine Kostenbeteiligung der Gemeinde zu. (GR 19.9.1926) Am Ende seines Laufes durch die Südpfalz traf der Bach auf die Schleuse, die sich an seiner Ausmündung befand und die verhindern sollte, daß bei Überflutung des Unterfeldes durch den Rhein oder die angestauten Binnenwasser das Wasser sich in den Erlenbach zurückstaut, was dazu hätte führen können, daß Gehöfte überschwemmt werden. Schon seit langem ist die Schleuse abge­baut, so daß der Bach freien Auslauf hat und sich dort ungehindert mit dem Otterbach vereini­gen kann.

Text: Ernst Marthaler
Fotografien: Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim

Quelle: Ernst Marthaler, Ortschronik "Leimersheim - Die Geschichte eines Dorfes am Rhein" (2002)

sem/red

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