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Brücke an der Rheinstraße

Rheinstraße

An der Brücke über den Otterbach beginnt die Rheinstraße
 
„Die bereits 1837 projektierte Brücke über den Otterbach, über die die Straße zum Rhein führt, wurde 1841 fertig. Danach wurde 1842 auch die alte Holzbrücke oberhalb des Zuflusses des Erlenbaches (an der Schließ) durch eine steinerne Schleuse ersetzt. Das Wasserbett zwischen den beiden Brücken wurde tiefer gelegt. Den Aushub hat man auf beiden Bachseiten gelagert. Auf der nördlichen Seite des Baches entstand so die „Tuchbleiche", wo die Wäsche und vor allem das neue Leinen zum Bleichen und Trocknen ausgelegt wird. Alles dies zum Nutzen und Verschönerung des Dorfes." (Pb) Dies schrieb Pfarrer Labbé in das Pfarrgedenkbuch.
Der Gemeinderat beschließt den Bau der Brücke aus Stein nach den Plänen des Bezirksbauschaffners Flörchinger am 16. Dezember 1839. Dabei wird auch bestimmt, daß unterhalb des Otterbaches ein Kanal angelegt wird, in dem zumin­dest ein Teil des zufließenden Wassers während der Bauzeit abgeleitet werden soll. In jener Zeit war bei solchen Arbeiten die Entwässerung der Baustelle ein großes Problem, weil die heutige pumpentechnische Ausstattung damals fehlte. Die Gemeinde übernahm das Wasser­schöpfen in eigener Regie und beschäftigte damit fünf Tagelöhner, mit denen ein Akkord (Ver­trag) geschlossen worden war. Für das Wasserschöpfen bekam jeder Mann bei 24 Stunden Arbeit, ohne Unterschied ob Tag oder Nacht, einen Gulden und 15 Kreuzer. Das Bürger­meisteramt berichtet im August 1842 an die Behörde in Germersheim: „Das Grundwasser führt immer wieder soviel Erde bei, daß die Seitenwände einstürzten und die Masse der Erde nicht mehr gemessen werden kann. Die Arbeiter stehen ständig bis zum Oberkörper im Wasser und Morast. Die Vergütung nach Kostenvoranschlag würde die Finanzen des Unternehmers vollkommen zerrütten. Der Gemeinderat hat deshalb am 4. 8. 1842 beschlossen, daß die Gemeinde die Erdarbeiten im Tagelohn ausführen läßt. jeder Arbeiter soll täglich 45 Kreuzer Lohn erhalten."
Das Landkommissariat genehmigte schließlich den Tagelohn. Bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, trat bei der alten Brücke eine akute Einsturzgefahr ein. Die Regierung erlaub­te deshalb am 27. September 1841 die beschleunigte Ausführung des Brückenbaues für 3458 Gulden auf gemeinschaftliche Rechnung von Leimersheim und Kuhardt. Damit wurde der Bescheid vom 3. Juli 1841 revidiert. Kuhardt hatte dagegen Einspruch erhoben, daß die Kosten aus dem gemeinsamen Gemeinde­haushalt bezahlt werden sollen, da angeblich die Brücke nur Leimersheim nutze, was aber von Bürger­meister Horn energisch bestritten worden war. Die Brücke wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erneuert und verbreitert.

Text: Ernst Marthaler
Quelle: Ernst Marthaler, Ortschronik "Leimersheim - Die Geschichte eines Dorfes am Rhein" (2002)
Fotografien: Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim
Postkarte: Sammlung Veronika Großhans

gla/red

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