Wer am besten mit der Axt, dem Beil und der Säge umgehen konnte, der wurde mit dieser Arbeit betraut. Es sind dies die typischen Werkzeuge der Zimmerleute. Der Zimmermeister arbeitete nicht allein, sondern er hatte stets zumindest einen Gehilfen. Die beiden arbeiteten zusammen an dem Sägeloch, das es in jeder Gemeinde gab, auch in Leimersheim. Beim Zuschneiden der Stämme stand dann der Gehilfe unten in der ummauerten Grube und oben stand der Zimmermann. So sägten sie mit einer großen Säge die Balken aus den Baumstämmen heraus. Während das Sägeloch im vorigen Jahrhundert nicht mehr benötigt wurde, bestand der Zimmerplatz vorerst weiter, denn die vom Sägewerk gelieferten Balken mußten von den Zimmerleuten noch zugerichtet werden.
Bei vielen der alten Fachwerkhäuser haben die Zimmermänner kunstvolle Ornamente oder einen Hausspruch in den Querbalken der Fassade geschnitzt. Ein alter Brauch der Zimmerleute wird auch heute noch gepflegt: der Richtstrauß und das Richtfest. Wenn der Zimmermann seine Arbeit vollendet hat und das Dachgebälk aufgesetzt ist, wird ein kleines grünbelaubtes Bäumchen aus dem Wald geholt, mit bunten Bändern geschmückt und an den Dachfirst genagelt. Alle, die am Bau mitgearbeitet haben, werden zum Richtfest eingeladen. Wurde früher auf der Baustelle getrunken und gegessen, so wird heute der Richtschmauß in einer Gastwirtschaft angeboten.
Anfang des 20. Jahrhunderts betrieb dieses Gewerbe in Leimersheim Philipp Kuhn, der aus einer Familie in Rülzheim stammte, in der das Zimmergeschäft Tradition hat. Der letzte Zimmermann in unserem Dorf war Albert Schwab, der im Niederhorst einen Zimmerplatz anlegte, der inzwischen in den Besitz der Gemeinde überging, als in den achtziger Jahren der Handwerksbetrieb aufgegeben wurde. Auf diesem Gelände wurde der gemeindliche Bauhof eingerichtet.
Quelle: Ernst Marthaler, Leimersheim - Die Geschichte eines pfälzischen Dorfes am Rhein (2002) Seite 471 - 471
gla