Seiler

Der Seiler

In den Küstenstädten werden die Seiler, die die starken Seile für die Schiffahrt herstellen, Reepschläger genannt. Daher gibt es auch den Stadtteil „Reeperbahn" in Hamburg, aus dem mittlerweile ein Vergnügungsviertel geworden ist. Die hiesigen Seiler dagegen haben die Fischer und Bauern mit Seilen und Stricken versorgt, die in der Landwirtschaft und beim Fisch­fang benötigt wurden. Seiler gab es schon im Mittelalter. Der bäu­erliche Beruf bildete sich zuerst auf dem Lande. Er wurde von der Dorfgemeinschaft sehr geschätzt, weil sie auf das Gewerbe im täg­lichen Leben allzeit angewiesen war. Bevor die Seiler diesen Bedarf bedienten, wurden die benötigten Seile und Stricke von den Bauern selbst aus allerhand Fasern geflochten und gedreht.
Der Werkstoff des Seilers war vor allem die Hanffaser. Sie wurde im 19. Jahrhundert auf unse­ren Feldern reichlich angebaut, aber auch importiert. Das wichtigste Gerät dieses Hand­werkers ist das Seilerrad, das aus einem Vor- und Hinterrad besteht. Wenn lange Seile gedreht werden sollten, bedurfte der Seiler eines Gehilfen, der das Rad drehte. Der Handwerker hat zuerst eine Öse gefertigt und sie in einen Haken am Seilerrad gehängt. Dann wurde der Faden gesponnen. Dazu wurde das Rad gedreht, und der Seiler ließ den Werkstoff aus der Hand glei­ten, wobei er ständig rückwärts ging. Nun wurde auch das Hinterrad in Bewegung gesetzt. Um lange Seile drehen zu können war eine entsprechend lange Seilerbahn nötig. Für ein Seil muß­ten mehrere Fäden oder Garne miteinander verdreht werden. Eine Schnur bestand aus min­destens zwei Fäden, ein Seil aus mindestens zwei Schnüren.'
Die Produktion von Seilerwaren haben im Zuge der Industrialisierung die Seilfabriken über­nommen. Das Handwerk des selbständigen Seilers ging unter. In Leimersheim gab es bis zur Mitte des 20. Jhs. noch eine kleine Seilerei, die von den Brüdern Fritz und Johann Boltz betrieben wurde und die sie von ihrem Vater Karl Boltz übernommen hatten. Im Dorf hießen alle Mitglieder dieser Familie „'s Säälers". Das Seilerhäuschen, das von Karl Boltz 1904 gebaut worden ist (GR vom 8.3.1904), steht noch, und auch die Seilerbahn ist noch vorhanden, die von der Mühlgasse bis zur Hirtengasse verläuft, wo sie, neben dem alten „Farrenstall" (frühere Bullenhaftung von Karl Josef Serr) durch ein kleines Türchen verschlossen ist.

Quelle: Ernst Marthaler, Leimersheim - Die Geschichte eines pfälzischen Dorfes am Rhein (2002) Seite 494-495
gla
 

Personen

Boltz Leo
Boltz Eduard
Boltz Eduard Richard
Boltz Emil Johann

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