Leimersheim im Zweiten Weltkrieg - Opfer waren nicht nur die Männer an der Front

Etwa 300 Männer der Gemeinde Leimersheim mussten im Zweiten Weltkrieg an die Front; das waren 40% der männlichen Bevölkerung von Leimersheim. 138 kehrten nicht nach Hause. Sie fielen im Kampfe, erlagen Verwundungen oder zugezogenen Erkrankungen; von manchen Vermissten fand sich auch nach Jahren keine Spur mehr. Wenige der 138 Männer, deren Schicksal unter „Gefallene und Vermisste“ beleuchtet wird, waren „Opfer der Heimat“, zum Beispiel von Fliegerangriffen. So wurde auch der Streckensteuermann Julius Schwab bei einem Fliegerangriff auf Ludwigshafen in der Nacht vom 9. auf den 10. August 1943 auf dem Dampfer „Raab-Karcher Nr. III“ am Mannheimer Ufer durch Bombensplitter getötet. Andere starben an den Folgen einer Infektionskrankheit wie der Lungentuberkulose, die sie sich im Kriege zugezogen hatten. Der Landwirt Gottfried Karl Pfadt kam als Kriegsgefangener in ein Krankenhaus in Ludwigshafen, wo er nach Kriegsende, am 28. August 1945 an Lungentuberkulose starb. Möglicherweise war er einer der deutschen Kriegsgefangenen der Rheinwiesenlager bei Ludwigshafen-Rheingönheim.
 
Der erste Kriegsteilnehmer aus Leimersheim, der im Kampf fiel, fand seine letzte Ruhestätte im Juni 1941 in der afrikanischen Wüste: Josef Lösch. Ihm folgten mehr in den sinnlosen Tod als auf der Gedenktafel in der Kriegergedächtniskapelle aufgelistet sind.
Diese waren jedoch nicht die einzigen Kriegsopfer, deren gedacht sein soll. Insgesamt wurden während des Zweiten Weltkrieges auch 23 in Leimersheim geborene Juden und neun zugezogene Mitglieder deren Familien Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Erst mit der Besetzung des Ortes durch amerikanische und französische Truppen im März und April 1945 wurden auch die Leimersheimer von der braunen Diktatur befreit.
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„Am 1. September 1939 fiel Hitler in Polen ein. Am 3. September 1939 erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg, der mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endigte. Von der Pfarrei standen etwa 300 Mann unter den Waffen (17-52 Jahre alt). In der Nacht vom 22./23. März 1945 besetzten die Amerikaner Leimersheim. Widerstand wurde von unseren Truppen nicht geleistet. Obwohl die Amerikaner mit ihren schwarzen Panzern am 22. März 1945 etwa 1 Stunde Leimersheim beschossen, war der angerichtete Schaden gering. Die Einschläge lagen fast alle am Ortsrand. Etwa 10 Häuser wurden beschädigt. Die Wirtschaft Alfons Emling am Rhein mit Ökonomiegebäude brannte vollständig aus. Die Besatzungen verhielten sich den Leimersheimer gegenüber loyal. Unannehmlichkeiten entstanden besonders dadurch, daß etwa die Hälfte der Bewohner ihre Häuser verlassen und den Truppen als Quartier übergeben mußten. Am 28. März lösten französische Truppen die Amerikaner ab. Erstere überschritten ohne nennenswerten Widerstand am 2. April 1945 den Rhein. Die Männer und Jünglinge in Leimersheim zeigten sich der französischen Besatzung gegenüber kühl und zurückhaltend, ein Teil der Mädchen aber leichtfertig und charakterlos. Schon an der ersten Kerwe September 1945 tanzten nicht wenige Mädchen mit den Franzosen.“
Diese recht knappen Ausführungen von Nikolaus Nagel, 1928-1956 Pfarrer in Leimersheim, enden mit der Aufzählung von 78 im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten.

Heute wissen wir, dass deutlich mehr, nämlich 116 in Leimersheim geborene und 22 zugezogene und hier verheiratete Soldaten nicht aus dem Krieg nach Hause kehrten. Von den rund 300 eingezogenen Männer aus der Pfarrgemeinde blieben also mehr als ein Drittel im Krieg. Die ersten fielen in Afrika und dann in rasch steigender Häufigkeit an der Ostfront. Nicht jeder, der dort überlebte, überstand die anschließende Kriegsgefangenschaft in Sibirien und anderen russischen Regionen.
Bezogen auf die 762 Männer, die 1939 in Leimersheim wohnten, kehrte fast jeder fünfte Leimersheimer männlichen Geschlechts nicht aus dem Krieg heim.
Von den anderen kehrten bis Ende 1946 77 nach Hause, während im Februar 1947 noch 88 in Kriegsgefangenschaft (KG) vermutet wurden.
15 Eltern verloren gleich zwei ihrer Söhne, vier verloren drei und eine Familie vier von insgesamt fünf Söhnen.
 
Im März und April 1945, nach fünfeinhalb Jahren Krieg, befreiten Amerikaner und Franzosen Leimersheim von der 12 Jahre dauernden, für Tausend Jahre vorgesehenen faschistischen, rassistischen, antisemitischen und den größten Krieg der Weltgeschichte verursachenden Diktatur.
Diese begann mit dem Sieg der NSDAP bei der Reichstagswahl 1933, bei der die Nazis in Leimersheim keine große Unterstützung fanden: Weniger als 20 % der Leimersheimer wählten NSDAP, die meisten die katholische Bayerische Volkspartei (BVP).
Soldaten...

​Den vollständigen Textbeitrag von Helmut Sittinger zu Leimersheim im Zweiten Weltkrieg finden Sie zum Download [hier PDF].