Leimersheim im Ersten Weltkrieg - Ein Krieg, ein Dorf, viel Leid
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erlebte Leimersheim einen wirtschaftlichen Aufschwung. Und auch hier kam es seit der Reichsgründung 1871 zu einer zunehmenden nationalen Hochstimmung. In dieser Stimmung von Nationalstolz, Kaisertreue und Opferbereitschaft „fürs Vaterland“ wuchsen die Leimersheimer Männer der Jahrgänge ab 1869 auf. Frei von negativen Kriegserinnerungen ließen sich die meisten von ihnen voller Siegesgewissheit zum Dienst an der Waffe rufen, als das Deutsche Reich im August 1914 Russland und Frankreich den Krieg erklärte. 388 und somit zwei Drittel der zwischen 1870 und 1900 in Leimersheim geborenen Männer wurden im Ersten Weltkrieg rekrutiert. Der Anteil der rekrutierten Männer an allen noch lebenden Männern (geschätzter Mobilisierungsgrad) war besonders für die in den 1890er Jahren Geborenen mit knapp 80 % sehr hoch. 61 Leimersheimer fielen im Kampfe oder erlagen ihren schweren Verwundungen.
Für die 2014 gezeigte Ausstellung „Ein Krieg, ein Dorf, viel Leid“ wurden die soldatischen Lebensläufe der Leimersheimer Soldaten akribisch recherchiert und in einheitlicher Form („Steckbriefe“) präsentiert. Sie sind jetzt digital abrufbar.
>> weiterlesen <<
Leimersheim im Ersten Weltkrieg – Ein Krieg, ein Dorf, viel Leid
2014 erinnerte Leimersheim mit einer Ausstellung an den 100 Jahre zuvor ausgebrochenen Ersten Weltkrieg. Unter dem Motto „Ein Krieg, ein Dorf, viel Leid“ wurden sowohl die Fronteinsätze von 370 Leimersheimer Soldaten als auch die belastenden Ereignisse an der „Heimatfront“ dargestellt. Es konnte gezeigt werden, dass durch den Krieg mehr oder weniger jeder der ca. 1450 Einwohner betroffen war.
Vor dem Krieg: Wirtschaftlicher Aufschwung und nationale Hochstimmung
Der Erste Weltkrieg traf das zum Königreich Bayern gehörende Leimersheim in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs, der ein schwieriges Jahrhundert vorausgegangen war.
Aufgrund der ungünstigen Lage – Grenzland zu Frankreich und Baden, Überschwemmungsgebiet vor allem bis zur Rheinbegradigung – entwickelte sich der Ort bis Ende des 19. Jahrhunderts nur langsam. Folge von unzureichendem Ackerland, häufigen Missernten, schlechten Berufsaussichten und ungünstigen Handelswegen waren mehrere Auswanderungswellen seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Diese führten zu einem stetigen Rückgang der Einwohnerzahl von Mitte des Jahrhunderts (mit einem Höchststand von 1667 Einwohnern) bis zu dessen Ende (mit einem Tiefstand von 1304 im Jahr 1900). Dazu beigetragen hatte auch der Wegzug junger Menschen in die insbesondere seit der Reichsgründung 1871 aufblühenden Industriestädte am Rhein.
Die einst starke jüdische Gemeinde von Leimersheim, die mit 109 Personen im Jahr 1875 mehr als 7,5 % der Dorfbewohner ausmachte, ging mit zeitlicher Verzögerung seit Ende des Jahrhunderts stetig zurück auf 42 Personen im Jahr 1910. Auch hier spielten wirtschaftliche Gründe eine wesentliche Rolle: Die überwiegend als Kaufleute tätigen Juden fanden in größeren deutschen sowie amerikanischen Städten bessere Handelsbedingungen vor.
Mehrere Gründe führten schließlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer wirtschaftlichen Erholung und einer verzögert einsetzenden Zunahme der Einwohnerzahl: Nach Abschluss der Rheinregulierung mit Errichtung der Hauptrheindämme 1880 kam es seltener zu schwerwiegenden Überschwemmungen und einer starken Zunahme der Rheinschifffahrt. Das „Schiffer- und Fischerdorf“ Leimersheim musste 1880 seinen Hafen ausbauen. Der damals häufig gewählte Beruf des Rheinschiffers und -matrosen spiegelt sich auch in der Berufsstatistik der Weltkriegsteilnehmer wider.
Den vollständigen Textbeitrag von Helmut Sittinger zu Leimersheim im Ersten Weltkrieg finden Sie zum Download [hier PDF].