„Angeln ist die einzige Art von Philosophie, von der man satt werden kann“
Von Wassern umgeben und mit Fischreichtum gesegnet, ist Leimersheim schon seit jeher als ein Fischerdorf in der Pfalz präsent. Einer der ältesten Berufe in der Altrheingegend ist, noch vor den Schifferleuten, der des Fischers. Der private Fischfang galt in früheren Zeiten als ein wichtiger Teil der Ernährung für die meist großen Familien.
Kaum ein Verein in unserer Gegend hat also eine größere Berechtigung, gegründet zu werden, als ein Fischerverein und ein Anglerverein. Schon die Kleinsten sind begeistert dabei, wenn Papa oder Opa zum Angeln geht.
Ein kapitaler Fang
Ende 1946 beschlossen Leimersheimer Männer, einen Angelsportverein zu gründen. Der Hauptgrund war, dass die Fischbestände durch die französische Besatzung überwacht wurden und nur den professionellen Fischern war es erlaubt, auf Fischfang zu gehen. Feldfrüchte, das Fleisch der Tierzucht auf den Bauernhöfen, Eier, Milch – alles war rationiert auf das Mindeste. Die Leimersheimer Bevölkerung litt sehr unter den Einschränkungen. Der Schwarzmarkt blühte. Seit Anfang 1946 bestand zudem das Vereinsgründungsverbot durch die „occupation de la France“. Auch dieses Verbot war Teil der Entnazifizierung. Der nationalsozialistische Gedanke sollte aus den Vereinsvorschriften verbannt werden, die bisherigen Vorstände durften ihre Aufgaben nicht weiterhin wahrnehmen.
Trotz vieler Widrigkeiten: Nach der teilweisen Wiederherstellung der Vereinsrechte mit weiterhin strengen Auflagen war es möglich, im November 1946 den „ASV Salm“ aus der Wassertaufe zu heben.
Die wichtigste Aufgabe war es nun, die Erlaubnisscheine für die Angelwilligen zu beschaffen. Unterstützung bekam man durch die „Interessengemeinschaft der Sportanglervereine Hessen-Pfalz“.
38 Gründungsmitglieder zählte der Verein zu Beginn. Es wurden Ausweise und Erlaubnisscheine (Angelkarten) ausgestellt, ein Gewässer gepachtet. Der Fischerei-Pachtvertrag von 1950 setzte die Grenzen fest: „Hafenbecken von Hafeneingang bis zur alten Fährstraße und dem Rhein ohne Flussstrecke“. Zusätzliche „Stromkarten“ erweiterten die Angelmöglichkeiten. Angelnde französische Besatzer an den Gewässern mussten geduldet werden. Pachtstreitigkeiten mit den Berufsfischern bestimmten die Themen der Vorstandssitzungen über viele Jahre.
Oh wie sitzt man am Rhein so schön
1952 zählte der Verein 70 Mitglieder. Unter der neuen Vorstandschaft von Karl Schwab II. und Hermann Schöllkopf, dem Schriftführer Karl Wünschel und dem Rechner Eduard Heintz fand das erste Angelsportfest am Denkmal zur französischen Rheinüberquerung am 2. April 1945 statt.
600 Petrijünger warfen ihre Angeln am Altrhein und im Hafen aus: Startgeld 1 DM plus 50 Pfennig für das Festabzeichen. Standverträge brachten dem Verein zusätzlich etwas Geld in die Kasse.
1953 fand Ende März das nächste Anglerfest statt, wieder mit großem Erfolg.
1955 feiert man das Anglerfest zum ersten Mal direkt am Altrhein, im Wald, links neben der früheren „Brücke“ der „Adenauer“. Der Wirtschaftsaufschwung brachte auch den Leimersheimern Arbeit in die Fabriken, mehr Geld und somit mehr Freiheit. Für die Kinder gab es Kettenkarussell, Kletterbaum, Eisstand und Buden mit süßen Leckereien. Die Erwachsenen bewiesen ihr Geschick am Schießstand. An Tischen und Bänken ließ mancher (Nicht-)Angler seinen Backfisch mit einem oder mehreren Weinschorlen lange, lange schwimmen. Die Musik- und Gesangvereine hoben die stets schon gute Stimmung.
Doch die eigentliche Attraktion damals wie heute: Das Fischessen vor Ort ist der kulinarische Höhepunkt geblieben. Die Besucher ließen sich weder vom Weg an den Rhein noch von einer altbekannten Unglückseligkeit die Freude nehmen. „Jede Sekunde ein Schlag!“ Die Schnakenplage nahm man mit Humor.
Die Angelsportfeste am Altrhein, umgeben von Wald und Wasser, sind leider Vergangenheit geworden.
1966 fand zum letzten Mal das Wettangeln am Altwasser statt. Der immer wiederkehrenden Gefahr des Hochwassers zu entgehen, beschloss die Vorstandschaft, das Fest zukünftig am Sportplatz abzuhalten.
Fotos mit Anglern am Altwasser, mit Buden, mit der Bühne voller Musiker und vor allem die bestens gelaunten Besucher können nicht besser erzählen, wie schön es damals war.
„Wer angeln geht, hat die besten Geschichten zu erzählen.“
Wer zum Feiern am Altwasser war – auch.
Text und Recherche: Regina Flory (Fischerfest 2024)
Quelle: Festschrift: 50 Jahre Angelverein „Salm“ 1946 Leimersheim e. V. aus dem Privatarchiv Karlheinz Bers
Fotografien: Fotosammlung der Ortsgemeinde Leimersheim, Fotosammlung Anette Arnold
Bildbearbeitung: Regina Flory
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